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Warum die Zukunft des Radios im Anti-Dudelfunk liegt

Lineares Radio neu denken. Dieses Thema beschäftigt uns in diesem Jahr regelmäßig. Bei den Medientagen München hat WDR-Programmdirektorin Valerie Weber in dieser Woche einen interessanten Impuls geliefert. Der Titel ihres Talks fragt gar: Ist das Lineare noch zu retten?

Sie geht der Frage nach, was die Audio-Trends in den nächsten Jahren für das Massenmedium Radio bedeuten. Sie zeichnet ein Bild, dem Populärwellen heute nicht gerecht werden. Nicht ohne Grund haben sie den Spitznamen Dudelfunk.

Es reicht nicht mehr aus, Angebote zu bieten, die darauf perfektioniert sind nicht zu stören. Es reicht auch nicht mehr aus, dass ein gutes Radioprogramm einen “guten Charakter” hat. Die neuen Sinnmärkte erfodern mehr: Eine Mission innerhalb eines Wertesystems. Denn diese Gesellschaft sucht heute nach Botschaften, nach Mustern und nach nachhaltigen Werten.

Valerie Weber bei den Medientagen München 2021 (Mediathek / Tweet)

Oder anders ausgedrückt: Radio muss auch wieder anecken, um für die Hörer*innen relevant(er) zu werden.

Bisher war genau das Gegenteil die Erfolgsformel für mehr Hörer*innen: Die Sender spielen natürlich nicht die beste Musik, sondern die am wenigsten stört. Zu Kernzeiten haben die Wellen ihre Programmflächen vereinheitlicht — Sendungsnamen abgeschafft, die Themen können überall platziert werden. Auf die Höhrer*innenzahlen und die Vermarktbarkeit hat das eingezahlt — gleichzeitig aber auch die Relevanz des Mediums verspielt.

Somit war in den letzten Jahren die Erfolgsformel des Radios komplett gegensätzlich zu der im digitalen Raum. Wer zwischen Likes und Kommentaren mit seinen Inhalten keine Reaktionen hervorruft, bekommt keine Reichweite.

Interessant: Ein User-Research des Media Lab Bayerns zeigt, dass Hörer*innen die Vereinheitlichung des Tagesprogramms stört. Sie wünschen sich Sendungen, Rituale und feste Schwerpunkte. Sie erwarten von einem linearen Angebot Orientierung.

Ausgerechnet in der On-Demand-Welt, die für ihren zeitsouveränen Konsum steht, sind das Erfolgsfaktoren: Fans von Youtube- oder Podcast-Angeboten wissen ganz genau, wann eine neues Video oder eine Episode erscheint. Creator nutzen gewohnte Strukturen und Rituale gezielt zum Community-Building.

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