Was los ist: Kurz vor dem Wochenende hat Mark Zuckerberg im US-Frühstücksfernsehen Workrooms vorgestellt. Eine virtuelle Welt, in der Kolleg*innen zusammen arbeiten. Das ist der erste Aufschlag von Facebook in Richtung Metaverse. Eine Mischung aus Fortnite und Second Life — mittendrin viele bunte Avatare, die zuvor bestimmt einen Job bei Wii-Sports hatten.
Vor einigen Wochen hatte Zuckerberg ein neues Ziel für Facebook ausgerufen: Das Unternehmen will mittelfristig nicht mehr für Social-Media stehen, sondern für das Metaverse. Eine interoperable Welt — die echte und virtuelle auf einem neuen Level. 1932 tauchte der Begriff das erste Mal in einem Roman auf. Manche Köpfe im Silicon Valley träumen ganz offen davon. Facebook will jetzt der zentrale Player im Metaverse werden.
Aber mal einen Schritt zurück: Warum schwört Zuckerberg sein Unternehmen auf das Metaverse ein? Ist das die dringendste Baustelle des Unternehmens? Instagram platziert sich als Unterhaltungsplattform, WhatsApp ist die Kommunikationsplattform, aber wofür steht mittlerweile eigentliche Facebook?
Die Facebook-User von heute nutzen das Netzwerk dramatisch anders als noch vor fünf Jahren. Das Netzwerk scheint auf Sinnsuche zu sein: Der Fokus auf Gruppen, Gaming, Dating, Video, Shopping und jüngst auch der News-Bereich. Wofür wird Facebook künftig stehen? Für die blaue App scheint Facebook die Antwort noch nicht gefunden zu haben.
Deswegen ist der Vorstoß in Richtung Metaverse interessant. Ist Zuckerberg erneut der große Visionär? Oder ist es nur eine Ablenkung von der Sinnsuche des Urprodukts? Immerhin kündigt Facebook seit Jahren Virtual-Reality-Produkte an. Im Alltag ist davon noch nicht viel zu sehen.
Eine Chance für Medien bei Facebook: Unterdessen werden viele Facebookseiten von Medienmarken deutlich lustloser bespielt. Für Social-Teams sind andere Plattformen interessanter. Sie trauern den alten Facebook-Erfolgen hinterher, geben den Algorithmen die Schuld und überhaupt: Sind die Nutzer*innen in Wirklichkeit nicht auch schon weitergezogen?
Facebook ist in Deutschland immer noch das größte soziale Netzwerk. Bei Instagram haben es viele Redaktionen schon verstanden, sich ständig an das verändernde Nutzungsverhalten anzupassen. Bei Facebook scheint es diese Einsicht nicht zu geben, wie die lieblos bespielten Seiten zeigen.
Wer sich aber genauer das Verhalten der Facebook-Nutzer*innen auseinandersetzt und die eigene Facebook-Strategie anpasst, kann mit deutlich weniger Aufwand als auf neuen Plattformen wieder Leben in die eigene Seite einhauen.
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