Während Berlin, Bremen und seit kurzem auch Hamburg im Bereich Open Data ordentlich auf das verwaltungsinterne Gaspedal treten, ist die einfache und kostenfreie Bereitstellung von Statistiken und Datensätzen in vielen Städten und Kommunen noch nicht weit verbreitet. Dabei sind offene Daten nicht nur für Journalisten wichtig. Auch Bürger, Unternehmer und Politiker können profitieren, wie „Was mit Medien”-Autor Tobias Gillen zeigt.
In Zeiten, in denen das Internet nicht mehr „Das Ding” ist, sondern zu einer Selbstverständlichkeit in Gesellschaft, Politik und Wirtschaft geworden ist, dürfte es eigentlich kein Problem für eine Verwaltung darstellen, ihre Daten frei zugänglich zu machen. Ob in die stadteigene Website integriert oder mittels einem externen Portal, Open Data ist heute überall möglich. Doch viel zu häufig beherrscht die Angst vor Transparenz und dem neuen Unbekannten den großen Nutzen.
Und so kommt es, dass Journalisten, Bürger und Unternehmer mehr schlecht als recht an Datensätze herankommen. Schafft man es, während der spärlich bemessenen Öffnungszeiten einen Mitarbeiter an den Hörer zu bekommen, landen meist entweder etliche Formulare oder erbärmlich ausgedruckte und wieder eingescannte Dokumente als PDF im Postfach, die jegliche Weiterverarbeitung durch den Datenjournalist so gut wie unmöglich machen.
Dabei können viele Bürger einer Stadt oder einer Kommune freie Daten gebrauchen. So etwa der Firmenbesitzer (oder -gründer), der sich vor der Auswahl seines Standortes über die Boden- oder die Luftqualität informieren kann. Oder der interessierte Bürger, der sich gerne mehr an der Lokalpolitik beteiligen möchte, könnte sich schon vor einer Stadtratssitzung mit Zahlen und Fakten informieren und sich eine fundierte Meinung bilden. Aber auch der Politik würde die durch “Open Data” einhergehende Transparenz gut tun: Transparenz schafft Vertrauen und Vertrauen bringt schließlich Wähler.
Warum also weiter gegen den Fortschritt stellen? Der NRW-Landtagsabgeordneter Klaus Voussem (CDU) hat es im Interview mit dem “Kölner Stadt-Anzeiger” richtig erkannt: “Das ist die Zukunft!”. Zwar hat auch er Bedenken bezüglich Urheberrechte oder Kosten. Wichtig ist aber doch zu wissen, dass ein großer Teil der Daten mit Steuergeldern finanziert wird, wodurch er auch für die zahlenden Bürger zur Verfügung stehen sollte. Alle anderen werden vielleicht extern erhoben, aber der Urheber wird sicherlich auch ein Interesse daran haben, dass seine Daten genutzt werden (mit Quelle natürlich). Intensivere Argumentation wäre schon ein wichtiger Schritt in die richtige Richtung.
Allem voran sollte aber erst einmal das Bestreben nach Einfachheit stehen. So muss es möglich gemacht werden, ohne Bürokratie an die Datensätze heranzukommen. Wie oben schon erwähnt, sollte dies über die stadteigene Homepage, die hoffentlich inzwischen jede Stadt besitzt, keine Schwierigkeit sein. Damit würde auch die Unart wegfallen, dass für die Recherche nach den Dateien Unsummen an Geld verlangt werden (- was auch laut §10 des Informationsfreiheitsgesetzes gar nicht zulässig ist).
Sind diese Kriterien erfüllt, ist die Stadt oder Kommune schon wieder einen großen Teil transparenter. Sobald der Bürger findet, wonach er sucht und sich sicher sein kann, dass die gefundenen Daten vollständig sind und nicht nur die Schokoladenseite der Politik wiederspiegeln, wird er sein Vertrauen ausbauen – oder neu fassen. Der Unternehmer wird das Gebiet gleich viel sympathischer finden, wenn er sich einfach und offen über die Gegebenheiten informieren kann und der Datenjournalist kann seine Visualisierungs-Tabellen zeitsparender befüllen, wenn die Datensätze maschinenlesbar sind.
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