In Branchen-Diskussionen darf das Wort Innovation nicht fehlen. Doch irgendwie verstehen alle ein bisschen was anderes unter diesem Buzzword. Tauchen wir einmal konkret auf einen Bereich: Innovation & Medien-Unternehmen.
Wie definieren Medien-Unternehmen Innovation? Was treibt oder bremst sie ? Wie ermöglichen sie Innovation? Und mit welchem Ziel? Antworten gibt die Innovationsstudie 2021 von XPLR:Media in Bavaria. Ziel der Standortstudie ist zu fragen, wie innovativ der Medienstandort Bayern ist. Aber durch die Auskünfte von 257 Medien-Unternehmen aus den Branchen Audio, VR & XR & AR, Software & Games, Marketing & Werbung, Publishing & Presse, TV & Streaming & Film, gibt es auch einen guten Einblick in den Innovations-Alltag der Unternehmen, ganz losgelöst von Buzzword-Einsätzen.
Bei den Medientagen München habe ich dazu Kerstin Deixler von XPLR:Media befragt, die dort die Ergebnisse erstmals vorgestellt hat. Hier sind einige meiner Learnings:
1. Medien-Unternehmen haben vor allem Vernetzungsbedarf
Mehr als jedes zweite Unternehmen sieht im Bereich der Vernetzung einen Bedarf für den verstärkten Austausch von Wissen und Kompetenzen (56,1%). Platz 2: Kennenlernen von Best-Practice Beispielen (36,18%). Platz 3: Finanzielles Kapital für Projekte (33,74%).
Mein Eindruck: Der große Bedarf an Vernetzung (zB. innerhalb der Branche) begegnet uns inzwischen an so vielen Stellen, dass dies wirklich auffällt. Interessanterweise spiegelten uns Vertreter aus der Tech-Szene, dass sie überrascht sind, wie wenig Medien untereinander reden.
2. Verlage sehen sich innovativer als Software- & Games-Unternehmen
Interessant ist die Selbsteinschätzung, was den eigenen Innovations-Grad angeht. Alle befragten VR / XR / AR-Unter-nehmen bezeichnen sich selbst komplett als proaktive Innovatoren. Auf Platz 2: Die Verlage, von denen sich 46,7% in der proaktiven Kategorie sehen. Bei der Kategorie Software & Games liegt der Prozentsatz bei 46%. Mit etwas Abstand folgen Audio-Unternehmen (40%). Publishing & Presse liegt bei 39,5%.
Mein Eindruck: Platz 1 überrascht nicht. Auch wenn die anderen Werte relativ dicht bei einander liegen, hätte ich die Platzierungen anders vermutet, wenn ich die Selbsteinschätzung am gefühlten Optimismus-Pessimismus-Anteil der jeweiligen Gattung bei Branchen-Diskussionen abgleiche.
3. Nutzer*innen treiben die Unternehmen
Jedes zweite Unternehmen wird bei der Entwicklung von Innovationen von der veränderten Mediennutzung (60,6%) und neuen Kund:innenbedürfnissen (51,6%) beeinflusst. Am anderen Ende der Skala: Regularien & Gesetze (7,3%).
Mein Eindruck: Ich hätte nicht damit gerechnet, dass die beiden user-zentrierten Faktoren auf Platz 1 liegen. Ich denke, dass user-zentrierter Antrieb für nachhaltige Innovation sorgt und nicht für Innovationstheater.
4. Fehlendes Wissen bremst Unternehmen
Die Unternehmen sehen vor allem den Mangel an methodischem Wissen und definierten Strukturen (4,1) für Innovationsprozesse als Hemmnisse für Innovationen. Auch das Fehlen von kreativen Ideen behindert die Entwicklung von Innovationen (3,7). Zeitmangel (3,4). Konservatives Mindset (3,1). Angst vor dem Scheitern (3,1). Fehlende Fachkräfte (3,0). Fehlende Visionen (2,9). Fehlendes Technologisches Know-How (2,9). Fehlendes Zielgruppenverständnis (2,8).
Mein Eindruck: Das ist eine wichtiges Learning. Die gute Nachricht: Abhilfe kann leicht geschaffen werden. Vermutlich wird in einigen Jahren dieses Problem weniger bedeutend werden. Immerhin begleitet das Thema Innovation im Kontext der Digitalisierung die Unternehmen noch nicht so viele Jahre.
5. Anreize gehören nicht zu den besten Innovations-Enablern
Für über die Hälfte der befragten Unternehmen sind die Hauptbestandteile einer Innovativen Unternehmenskultur ein offenes Mindset(56,1%), Eigenverantwortung bzw. Freiräume der Mitarbeiter*innen (56,1%) sowie Förderung von Kreativität im Team (52%). Am wenigsten sind die Anreize für Innovationen genannt worden (18,3%).
Mein Eindruck: Am Ende muss Innovation aber auch von ganz oben gewollt werden. Nicht nur auf den Jahresreden mit schönen Formulierungen, sondern auch bewiesen mit einer Planung von ausreichend Ressourcen im Arbeitsalltag.
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