Worum es geht: Apple hat sein News Partner Program vorgestellt. Wenn Medien ihre Inhalte für Apple News bereitstellen, sollen sie von einer höheren Umsatzbeteiligung (85% statt 70%) profitieren.
Für Deutschland gilt das Programm noch nicht, trotzdem ist die Meldung relevant: Die Plattformen haben erkannt, dass Medienhäuser und journalistischen Creators inzwischen wählerisch sind — besonders bei der Umsatzbeteiligung schauen sie hin.
Warum das interessant ist: 5%, 10%, 15% oder 30%? Die Bandbreite, wieviel vom Umsatz bei den Plattformen bleibt, ist groß. In diesem Jahr können wir beobachten, wie die Plattformen die Höhe der Beteiligung als Alleinstellungsmerkmal positionieren. Erster Schauplatz: Paid-Podcasting.
Die unterschiedlichen Ansätze:
- Die unabhängige Membership-Plattform Patreon behält rund 8% des Umsatzes ein, bei dem deutschen Anbieter Steady sind es 10%. Auch Newsletter-Anbieter Substack setzt auf 10% des Umsatzes. Als Apple in diesem Jahr seine Paid-Abo-Funktion für Podcasts ankündigte, gab es Kritik an den App-Store üblichen 30%, auf die Umsätze des ersten Jahres (ab dem zweiten Jahr 15%).
- Spotify will für den Umsatz auf Podcast-Abos ab dem kommenden Jahr 5% einbehalten. Als vor ein paar Tagen Spotify ankündigte, Podcast-Abos für alle Anbieter aus den USA zu öffnen, hat das Unternehmen einige Erkenntnisse der Testphase kommuniziert und im Anschluß nicht ohne Grund betont: “our terms offer an industry-best revenue percentage that podcasters take home from their subscriptions.” Das sieht wie ein direkter Seitenhieb auf Apple aus.
- Bereits im vergangenen Jahr hat Apple im Kontext eines Gerichtsverfahrens um die Marktbeherrschende Stellung des App-Stores die Beteiligung für App-Anbieter mit weniger als eine Million US-Dollar Umsatz pro Jahr von 30 auf 15% gesenkt. Ist die Ankündigung des News Partner Program eine Reaktion auf den Kampf um die Prozente? Joshua Benton hat das Kleingedruckte des News Partner Program für Niemanlab.org analysiert und kommt zu dem Schluss: In den USA ist das Angebot vor allem für eine Medienmarke attraktiv – die New York Times. Im vergangenen Jahr hatte sich die NYT von Apple News zurückgezogen. Als Grund wurde auch genannt, dass die NYT keine Beziehung zur Nutzerschaft aufbauen kann. Jetzt versuche Apple zumindest mit attraktiveren Konditionen, die New York Times zur Rückkehr zu gewinnen, so Benton.
- Ganz offen spricht Mark Zuckerberg den Kampf um die Prozente an. Als der Facebook-Chef im Interview mit Casey Newton über neue Produkte für Creators an. Facebook plant Newsletter- oder Webseiten-Werkzeuge, aber auch Monetarisierungs-Möglichkeiten. Facebook werde deutlich unter 10% des Umsatzes verlangen. “The biggest part of our business is not going to be taking a small cut of things from creator tools. So that does give us the opportunity to build tools at potentially more favorable terms, and have more of the economics go to creators.”
Auch Twitter plant Creator-Angebote. Die Frage nach der Umsatzbeteiligung bleibt in den kommenden Monaten interessant. Interessant ist: Welche Plattform bewegt sich und welchen Einfluss wird das auf Medien und Creator bei der Plattform-Wahl haben.
Mehr Hintergrund:
- Apples Ankündigung des News Partner Program
- Spotifys Ankündigung Podcast-Abos für die US-Anbieter zu öffnen
- Niemanlab.org: Apple now wants to be your “News Partner” (meaning they’ll let you keep more of your readers’ cash if you join Apple News)
- Plattformer: Casey Newton über sein Gespräch mit Mark Zuckerberg
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