Jeder Redaktion braucht einen Nerd vom Dienst (NvD) – das zeigt eindrucksvoll ein Zeitungartikel des Münchener Merkurs. Von der Netzgemeinde gibt es viel Häme für einen Faux-pas, den sich die Zeitung geleistet hat. Dahinter steckt aber ein wirkliches Problem. Wir haben da einen Lösungsvorschlag.
Von Daniel Fiene.
Der Reihe nach. Heute Vormittag (21.05.) macht dieser Zeitungsausschnitt (siehe Foto) die Runde durch die sozialen Netzwerke (wie zum Beispiel hier). Der Münchener Merkur schreibt doch tatsächlich in seinem Artikel über den Tumblr-Kauf durch Yahoo folgenden Satz:
Yahoo betreibt bereits unter anderem Google und Facebook.
Als Grundlage diente eine DPA-Meldung. Die Netzgemeinde fragt sich: Wer hat hier geschlafen? Wer schreibt so einen Unfug?
@2n1f @netzpiloten bei #dpa heißt es: #Yahoo betreibt neben #Google und #Facebook eines der größten Anzeigensysteme im Internet (tpf).
— dpa (@dpa) 21. Mai 2013
Aus “Yahoo betreibt neben Google und Facebook eines der größten Anzeigensystem im Internet” ist also “Yahoo betreibt bereits unter anderem Google und Facebook” geworden. Sprachlich macht die Kürzung vielleicht Sinn. Inhaltlich natürlich nicht. Das zeigt: Hier ist beim Umschreiben leider kaum Hirn benutzt worden. Kann ja mal passieren.
Hätte der Münchener Merkur aber einen Nerd vom Dienst, wäre das nicht passiert. Wir wünschen uns für jede Radio-, Fernseh-, Print- und sogar Online-Redaktion einen Nerd vom Dienst. Der kann dann nicht nur Netzthemen noch einmal gegenlesen und durch kleine Veränderungen bei Formulierungen die Netzgemeinde zum Dahinschmelzen bringen (wer “das Blog” schreibt bekommt gutes Karma), sie oder er kann auch die Redaktion bei der Themenauswahl beraten.
Lassen wir mal die Freude über den Kürzungs-Fehler bei Seite: Die meisten Redaktionen tun sich mit ihrer Netz-Berichterstattung schwer: Womit beschäftigen sich gerade die Menschen im Netz? Was ist gerade wichtig? Was wird von den Medien völlig übertrieben in den Fokus der Berichterstattung gerückt?
Ein NvD kann helfen. Er kann Redakteure und Reporter bei der Themenauswahl beraten und Einschätzungen aus dem Netz weitergeben. Er kann helfen, ein Gefühl für das Netz zu vermitteln.
Vielleicht ist der Nerd vom Dienst auch ein Geschäftsmodell? In Zeiten knapper Redaktionsetats ist so eine NvD-Schicht wahrscheinlich ein kühner Traum. Nicht jede Redaktion hat eine Kollegin oder einen Kollegen, der sich nebenbei den Ruf eines NvD erarbeitet hat. Vielleicht wäre dies aber ein Geschäftsmodell für einen freien Journalisten, der seine Nerd-Berater-Dienste einzelnen Redaktionen anbieten kann. Wenn dann das nächste Mal eine Unsicherheit in einer Redaktion besteht, braucht man nur zum Telefon greifen. Oder zum Instant Messenger. Es geht ja ums Internet.
Was meint ihr? Sollte jede Redaktion einen beratenden Nerd vom Dienst haben? Würde dies die Netz-Berichterstattung in Deutschland besser machen?