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#rp12 – Tag 1


Eröffnung der re:publica 2012. Foto © Was mit Medien/Henning Bulka.

Die re:publica in Berlin ist die wichtigste Netzkonferenz in Deutschland, wird von Jahr zu Jahr größer, und zieht dabei auch internationales Publikum an. Was-mit-Medien-Reporter Henning Bulka ist in diesem Jahr mit dabei und berichtet von seinen Erlebnissen hier bei uns im Blog.

Fast pünktlich um kurz nach 10 Uhr wurde heute auf dem Gelände der Station Berlin die bereits sechste Auflage der re:publica eröffnet. Mit dem Wechsel in den ehemaligen Postbahnhof hat sich die Netzkonferenz noch einmal deutlich vergrößert – auf insgesamt acht verschiedene Stages auf zwei Etagen.

Eines hat sich jedoch durch den Location-Wechsel nicht geändert: Das offene WLAN funktionierte auch in diesem Jahr so gut wie nie. Im klaren Vorteil waren diejenigen, die mit einer Smartphone- oder Surfstick-Internet-Flat am Start waren – denn das Mobilfunknetz hielt über weite Strecken!

Die erste Session, die ich besucht habe, war „Barrierefreiheit DYI“ mit Raul Krauthausen. Der Berliner sitzt im Rollstuhl – und stößt dadurch im Alltag immer wieder auf Probleme und Barrieren, etwa nicht-rollstuhlgerechte Orte. Daraus entstand in der Vergangenheit bereits das Projekt Wheelmap.org.


Raul Krauthausen während der Session „Barrierefreiheit DYI“. Foto © Was mit Medien/Henning Bulka.

Nun stellte Raul ein neues Projekt vor, und zwar Brokenlifts.org: Welcher Aufzug fällt an welcher ÖPNV-Station wie häufig aus? Idee und Projekt sollen in Zukunft auch auf andere Städte übertragen werden. Ziel: Fahrstuhlbetreiber und Gesellschaft stärker für die entstehenden Probleme durch defekte Aufzüge zu sensibilisieren.

Im Anschluss gab es noch eine weitere Diskussion zum Thema Barrierefreiheit, diesmal mit dem Fokus auf Gehörlose. Teilnehmer_innen waren @EinAugenschmaus, @ennomane und Not quite like Beethoven. Kernaussage: Weder offline noch online wird Barrierefreiheit bisher konsequent gelebt. Problemfelder sind dabei nicht nur politische Maßnahmen, sondern auch fehlendes Bewusstsein in der Bevölkerung. Gleichzeitig freuten sich die Diskutant_innen jedoch auch über die neuen Möglichkeiten der Vernetzung in den letzten Jahren, etwa durch soziale Medien. Diese hätten das Kontakte knüpfen verändert, man fühle sich nicht mehr alleine, und man könne (trotz Behinderung) seinen Interessen folgen.


Diskussion über das „entfesselte Wissen“. Foto © Was mit Medien/Henning Bulka.

Gegen Mittag ging’s dann unter dem Motto „Das entfesselte Wissen“ um künftige Reformen beim Urheberrecht, und zwar in Bezug auf Bildung und Forschung. Probleme im Alltag: Darf ich als Dozent Vorlesungsfolien an meine Studierenden weitergeben, wenn darin urheberrechtlich geschützte Grafiken enthalten sind? Oder warum darf ich für meine Schüler keine Inhalte aus Schulbüchern einscannen? Erkenntnis: Wie in allen anderen Feldern des Urheberrechts auch führen digitale (und damit verlustfreie) Reproduktionstechniken zu Problemen in der Umsetzung. Insbesondere für den Bereich der Bildung und Forschung wünschen sich Anwender daher „befreite“ Inhalte, etwa unter Creative-Commons-Lizenzen. Zusätzlich sollen für Wissenschaft und Bildung andere Regelungen gelten, weil eben zum Beispiel ein wissenschaftlicher Text nicht mit einer MP3-Datei gleichzusetzen ist.

Leider keine großen neuen Impulse in dieser Debatte.


Sascha Lobo stufte Katzen von AAA auf AA+ herab, und Igel und Eulen von BB auf AA+ herauf. Foto © Was mit Medien/Henning Bulka.

Zum Ausklang des ersten re:publica-Tags gab’s dann die traditionelle Keynote von Sascha Lobo. Fokus: der Zustand des Web im Jahr 2012. Dieses Jahr soll – wenn es nach ihm geht – nach das Jahr der Blogs werden. Schließlich sei das Internet, das die meisten nutzen, nur von den großen Anbietern geborgt – selbst gehostete Blogs brächten dagegen den eigenen Content auch zurück in die eigene Verantwortung. Ansonsten ging es um die Piraten, Netzneutralität, Lächerlichkeit, Pinterest, Instagram, Facebook, Google+ – und um Eulen, Igel und Katzen.

Worauf ich mich morgen freue: mehr Mate, mehr tolle Leute und die Session mit dem Kollegen Daniel Fiene sowie die Diskussion zu Streaming-Diensten wie Spotify & Co.

Stay tuned!

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