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Open Government, Smart Cities und digitales Storytelling: Medienforum NRW, Tag 3.

VON PHILIPP SPRECKELS

Der dritte Tag kam doch tatsächlich ohne Eklats aus, was nicht heißen soll das er uninteressant war. Keineswegs! Denn nach TV und Print waren am letzten Konferenztag des Medienforum NRW vor allem die Digitalen am Drücker. Die Isländische Parlamentsabgeordnete Margrét Tryggvadóttir (Foto) berichtete über die Versuche ihres Landes, aus den Fehlern der Wirtschaftskrise zu lernen. So arbeiten momentan Isländische Politiker und Aktivisten aber auch normale Bürger, auf einer eigens dafür geschaffenen Onlineplattform, an einer neuen Verfassung. Ob per Facebook-Kommentar oder offizieller Eingabe, die Initiative scheint sich nicht über mangelnde Beteiligung beschweren zu können. Tryggvadóttir: “We should never waste a crisis because it can be valuable!”

Mitmachen heißt Verantwortung tragen; nicht nur am Wahltag.

In einem späteren Panel wurde das Thema mit Vertretern von Politik und Wirtschaft vertieft. Der Grünen-Politiker Oliver Keymis versprach eine Ausweitung der NRW-Open Government-Offensive, forderte die Bürger aber auch auf, sich mehr zu beteiligen. Keymis: “Mitmachen heißt Verantwortung tragen; nicht nur am Wahltag. Wo sind denn die Bürger in den öffentlichen Ausschüssen?”

Smart Cities = Open Cities?

Nicht ganz so gut besucht, aber dafür umso leidenschaftlicher, ging es im Smart Cities-Workshop zu. 2050 werden neuen Milliarden Menschen auf der Erde leben, 70% davon in Städten “and we’re not prepaired for that!” Edial Dekker (Gidsy) und Igor Schwarzmann (Third Wave) appellierten an das Publikum, die Zukunft der Städte mitzugestalten, da dies sonst andere übernehmen würden. Ähnlich wie bei der, sich momentan auf kommerziellen Plattformen wie Facebook bildenden Öffentlichkeit, könnten Unternehmen wie IBM oder Cisco die Smart Cities von morgen sonst nur in ihrem Sinne vordefinieren. Gerade das technisch manchmal etwas scheue Deutschland habe laut Dekker und Schwarzmann hier noch großen Nachholbedarf.

Nazis auf dem Mond

In “Power to the crowd” wurde die Science Fiction-Komödie Iron Sky vorgestellt, welche in Sachen Crowdsourcing Pionierarbeit leistet. Der Produzent Tero Kaukomaa erklärte mit welchen Mitteln es ihm und seinem Team gelingt, die Iron Sky-Community nicht nur finanziell anzuzapfen sondern auch kreativ (und nicht nur online) an der Entstehung des Filmes zu beteiligen.

Der Mythos der “kreativen Symbiose”

Crossmedial ging es auch in “Multimedia storytelling” zu. Nach einem positiven Resümee zum TV-Online-Hybridformat Dina Foxx seitens des ZDF, übernahmen die jungen Wilden das Podium und sparten nicht mit Kritik. “Transmedia Writer” und Regisseur Jörg Tittel bemängelte, dass die oft vollmundig angepriesene, crossmediale “kreative Symbiose” zwischen Film und PC-Spielen (z.B. bei James Cammerons ‘Avatar’) immer noch nicht Realität ist: “Ich habe das Gefühl, dass wir da immer noch zwischen den Stühlen sitzen, statt endlich gemeinsam auf einer Bank!”

Newsgames, das Ende der Berieselung?

In dieselbe Kerbe schlug auch der Journalist Markus Bösch. Dem sichtlich erstaunten Publikum stellte er das Konzept von Newsgames als alternative Herangehensweise an die traditionelle Nachricht vor. Die Einsatzfelder dieser neuen Nachrichtenvermittlung reichen von Wirtschaftsjournalismus (die Budgetplanung einer Kommune als Spiel) bis hin zur Erfahrbar-Machung von medialen Lücken, wie der Tötung von Osama bin Laden in einem Ego-Shooter. Newsgames haben dabei laut Bösch einen entscheidenden Vorteil: Sie holen passive Zuschauer aus ihrer Kompfortzone und geben ihnen die Möglichkeit Nachrichten aktiv zu erfahren. Im Idealfall ist der Nutzer danach nicht nur informiert sondern hat ein System begriffen.

Damit schließt unsere Berichterstattung zum Medienforum NRW. Den abschließenden Vortrag von Gunter Dueck konnten wir leider nicht anhören. Bei Kaffee und Keksen wurden in der Presselounge die Mikros an-geschmissen und die 253. Folge von Was mit Medien produziert. Die Ausgabe hört ihr in Kürze. The End.

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Foto: © Ralph Sondermann / Medienforum NRW

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