Daten - das neue Öl? (Foto: Flickr / Wolfgang Haak)
Daten - das neue Öl? (Foto: Flickr / Wolfgang Haak)

Daten – das neue Öl?

Daten - das neue Öl? (Foto: Flickr / Wolfgang Haak)

Die Welt der Daten bestimmt inzwischen auch die Geschäftswelt. Das haben wir jetzt auch auf der Next Conference gesehen. Diese Webkonferenz, organisiert vom Internetdienstleister SinnerSchrade, wählte das Motto: Data Love. Von der Liebe zu den Daten. Was deutlich wurde: Wenn Unternehmen mit Daten Geld verdienen können, ist es nachvollziehbar, dass sie Daten auf eine gewisse Art lieben.

Von Daniel Fiene

Es herrscht Goldgräberstimmung. Startups sind wieder angesagt, fast so wie kurz vor dem Zusammenbruch der New-Economy. Die Startups präsentieren ihre nächste große Idee. Es gehört zum guten Ton, dass diese Ideeauch immer irgendwie was mit Daten zu tun hat.

Diese Welt ist aber nicht nur schillernd. Andrew Keen, der sich selbst als der Anti-Christ des Silicon Valley bezeichnet, hat sich mit der These „Daten sind das neue Öl“ auseinander gesetzt und ein bedenkliches Bild gezeichnet. Auf der einen Seite sind Daten heutzutage der Rohstoff, aus dem Milliardäre gemacht werden. Auf der anderen Seite wird es in dieser Datenwelt laut Keen künftig keine Privacy mehr geben. Der Nutzer kann sich Facebook & Co. nur schwer entziehen. Schuld ist der virtuelle Gruppenzwang; der Wunsch mit Freunden in Kontakt zu bleiben. Der Privacy-Konflikt entsteht, da es im Web 2.0 vorausgesetzt wird, dass sich Nutzer mit ihren richtigen Namen anmelden. Nur Künstler könnten sich in dieser Datenwelt verstecken, weil sie sich selbst eine eigene Identität geben. Keen erwartet deswegen auch eine Gegenbewegung: Immer mehr Menschen möchten diesem „neuen Öl“ widerstehen. Um sie herum werden Angebote und Geschäftsmodelle entstehen, die genau diesen Wunsch bedienen — Geldverdienen mit der Datenangst.

Ein Hauch Menschlichkeit zwischen den Geschäftsmodellen

Auf der Next wurden allerdings auch konkrete Daten-Geschäftsmodelle diskutiert, welche die kommerzielle Welt beherrschen. Die E-Commerce-Unternehmer und -Berater berichten von einem radikalen Wandel im Kundenverhalten. Firmen besitzen einen Kunden nicht mehr, sondern sie müssen ihm ein Erlebnis bieten. Bei all der Vermarktbarkeit der Daten müsste eigentlich konsequent von Data Porn gesprochen werden, und nicht von Data Love.

Konkreter ging es bei den Präsentationen der jungen Startups zu. Was sie gemeinsam hatten: Trotz Daten-Goldgräber-Stimmung, stufen sie den persönlichen Kontakt zum Nutzer als immer wichtiger ein. Dienste wie Soundcloud oder Handelsplattformen wie Etsy legen großen Wert auf Meetups. Diese Nutzertreffen werden veranstaltet, um einen direkten Draht aufzubauen. Andere Startups wie Qustodian kümmern sich um mobile Werbung, bei denen die Empfänger voll uns ganz bestimmen können, welche Botschaft sie erreicht.

Wenn Daten Gutes tun

Es ist bekannt, wie visualisierte Check-In-Daten helfen können, öffentliche Transportsysteme zu optimieren. Dienste wie Jovoto helfen allerdings auch, mit Hilfe der Daten Umweltprobleme anzugehen. So wurden mit dem Projekt Betacup Wege gesucht, wie das Problem der Verschwendung von Kaffeepappbechern bei Kaffeehändlern gelöst werden kann. Aus den Ideen von sehr vielen Nutzern ist eine Art Bonuspunkte-System für Pappbecher-Vermeider entstanden.

David Rowan, der Chefredakteur der Wired UK, hat Projekte vorgestellt, wie Daten kranken Menschen helfen. Es gibt Portale wie patientslikeme.com und curetogether.com, auf denensich kranke Menschen vernetzen. Es werden Daten über ihr Wohlbefinden und ihre Behandlungsmethoden gesammelt. Die Ergebnisse helfen dann der Forschung, aber auch den einzelnen Kranken. Vielleicht ein praktisches Beispiel: Asthmapolis.com übermittelt automatisch Daten, wann und wo Patienten ihr Asthmaspray einsetzen. Die visualisierten Daten liefern dann interessante Erkenntnisse: Gibt es in einer Stadt bestimmte Gebiete oder Zeiten, an denen es besonders häufig zu Asthmaanfällen kommt? Wenn Patienten Muster bei der Visualisierung feststellen, dann hat das Auswirkungen auf das eigene Verhalten und kann letztendlich den gesundheitlichen Zustand verbessern.

Tipp: Uns gibt es auch als RSS-Feed in verschiedenen Geschmacksrichtungen. Hier gibt es unsere Texte aus dem Blog und hier gibt es unseren wöchentlichen Podcast.

Dieser Text basiert auf meinen Notizen für meine Besprechung zu diesem Thema in der aktuellen Deutschlandradio Kultur Sendung Breitband. Das Gespräch könnt ihr auf der Sendungsseite noch einmal nachhören.

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