Ausgerechnet in Deutschland startet Google seinen neuen Dienst One Pass, der am Mittwoch Nachmittag (16.02.2011) in Berlin vorgestellt wurde. Zum Start wollen sich Axel Springer, Focus und Stern an dem neuen Abrechnungssystem beteiligen. Bemerkenswert ist, dass laut Netzökonom die Inhalteanbieter 90 Prozent der Einnahmen erhalten. Das ist ein deutlicher Seitenhieb auf Apple. Das Unternehmen von Steve Jobs behält 30 Prozent der Einnahmen ein und hatte in dieser Woche ein Abosystem für Inhalteanbieter für die eigene Plattform angekündigt – Verleger sprechen vom Preisdiktat. So beweist Google an dieser Stelle ein gutes Timing und präsentiert eine Lösung, welches sich in alle Richtungen öffnet, den Konkurrenten aber düpiert; zumindest wenn sich One Pass etabliert.
Kluges Modell: Offen in alle Richtungen
In der Selbstbeschreibung heißt es: “Google One Pass ist ein Zahlungssystem für Online-Publisher zur Abrechnung von Artikeln und anderen Inhalten. Es bietet eine “Einmal kaufen – überall anzeigen”-Funktion, sodass Nutzer alle gekauften Inhalte auf allen ihren Geräten anzeigen können.”
One Pass ermöglicht Lesern Inhalte, die einmal auf einem Gerät gekauft wurden, mit dem gleichen Login auch auf anderen Geräten zu ntuzen, wenn der Publisher diese dort zur Verfügung stellt. Mit diesem System hat die Pay-TV-Plattform HBO in den USA schon große Erfolge erzielt. Google portiert diese Idee jetzt ins Netz und bringt Leser und Anbieter zusammen. Der Vorteil für die Leser: Sie können ein Login für alle teilnehmenden Inhalte-Anbieter nutzen.
Aber auch für Inhalte-Anbieter klingt das System auf dem ersten Blick sehr offen: Die Geschäftsmodelle können selbst festgelegt werden (Zahlung pro Artikel, Abonnements, Pakete mit mehreren Ausgaben) und bestehenden Kunden kann über ein Gutscheinsystem Zugriff auf die geschützten Inhalte gegeben werden.
Praxistest steht aus
Google One Pass muss den Praxistest allerdings noch bestehen. Springer erhofft sich in One Pass eine vollwertige Alternative zu bestehenden Systemen, während Focus Online in dem Einsatz vor allem ein Experiment sieht. Am Ende des Tages steht und fällt das System mit der Zahlungsbereitschaft der Leser.
Auf jeden Fall werden wir mit dem Betrieb von One Pass den Antworten auf einige wichtige Fragen näher kommen: Wird Apple an dem 70/30-Share in seinem geschlossenen System festhalten können? Können Verlage einen wesentlichen Strom an Einnahmen generieren? Können sich einige Autoren noch unabhängiger von Verlage machen, da Google ein mächtiges Werkzeug zur Refinanzierung der eignen Arbeit zur Verfügung stellt?
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