“Das war eine der besten Veranstaltungen bisher auf den Medientagen – hier habe ich das meiste für mich persönlich mitgenommen”, flüsterte eine Journalistin nach der Veranstaltung “Multimedial denken – Aus der Praxis des Online-Journalismus”, die heute Nachmittag (14.10.2010) auf den Medientagen in München stattgefunden hat. Und tatsächlich: Praxisorientiert war diese Diskussion.
Zunächst hat die Medienjournalistin Ulrike Langer (Foto links) die aktuellen Trends im Multimediajournalismus beschrieben. Von Webvideos, über Audioslideshows bis hin zum Crowdsourcing oder Datenjournalismus. Sie wundert sich, dass sie zwar gelernte Printjournalistin ist, 20 Jahre in dem Beruf gearbeitet hat, jetzt aber überall als Online-Journalistin bekannt ist. Denn vor zwei Jahren schwenkte sie um. Langer beschreibt, wie sie zunächst ihr Blog als Gemischtwarenladen startete, dann eine Zeit brauchte, bis sie ihren roten Faden fand. Dieser ist der Medienwandel. Ihre Fokussierung bringt ihr nicht nur viel Aufmerksamkeit in der Fachwelt, sondern auch spannende Direktaufträge, die sie unabhängiger von ihren Stammverlagen machen (die zumeist auch noch schlecht bezahlen). Ulrike Langer nannte viele Tools und Werkzeuge in ihrem Impulsreferat, die in den Folien zum Vortrag nachzulesen sind. Sehr zu empfehlen ist auch die Lektüre von ihrem Blog medialdigital.de.
Richard Gutjahr (Foto, 3. von links) vom Bayerischen Fernsehen hat ein Best-Off seiner Blog-Videofilme gezeigt. Für ihn befinden wir uns in einer spannenden Zeit: Es darf viel experimentiert werden, auch wenn man sich dabei auch mal zum Kasper macht. Videos lassen sich laut Gutjahr prima einsetzen, um sperrige Themen unterhaltsam aufzubereiten. Er sagt, als Blogger gebe er sich bei der Recherche besonders Mühe, da er mit seinem Namen für das steht, was er veröffentlicht. Sein Blog findet ihr unter gutjahr.biz/blog/
Christoph Dowe (Foto: 2 von links) ist geschäftsführender Redakteur von Zeit Online und sagt: “Sätze wie ‘Print ist Qualität und Online ist Schnell’ tun mir körperlich weh.” Auch wenn in seiner Redaktion die neuen spannenden Darstellungsformen ausprobiert werden, bekommt kein Autor einen Multimediaeinsatz, ohne vorher geschult worden zu sein. Die Darstellungsform richtet sich allerdings nach dem Inhalt – und oft gibt es nicht genügend Ressourcen, um sich über-multimedial auszutoben. Bei Bewerbern checkt Dowe auch die Webvita. Wenn die Journalisten zu finden sind und schon Erfahrung zum Beispiel im Bloggen haben, dann ist das ein Pluspunkt.
Durch die Veranstaltung führte Angelika Knop und einen Mitschnitt haben wir für euch aufgezeichnet (ca. 67 Minuten)
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